Löwenzahn: Wildpflanze mit Power für Küche und Gesundheit

Wer glaubt, Löwenzahn sei nur ein lästiges Unkraut, der liegt ganz schön daneben. Diese Pflanze ist ein echtes Multitalent. Ob in der Küche, als Heilpflanze oder sogar als Ersatz für Kautschuk – Löwenzahn kann viel mehr, als man denkt.

Ich zeige dir hier, was du alles aus Löwenzahn machen kannst, welche Pflanzenteile wofür gut sind und worauf du beim Sammeln achten solltest.


Löwenzahn erkennen und richtig sammeln

Bevor’s losgeht, ein paar Basics: Löwenzahn (Taraxacum officinale) ist an seinen kräftigen gezackten Blättern und den leuchtend gelben Blüten leicht zu erkennen. Er wächst fast überall: auf Wiesen, an Wegrändern, auf Brachflächen und im eigenen Garten. Besonders im Frühling kannst du ganze Wiesen voll davon finden.

Beim Sammeln wichtig:

  • Sammle nur an sauberen Orten, fernab von Straßen oder Hundespazierwegen.
  • Nimm nur so viel, wie du brauchst.
  • Pflanze nie die ganze Pflanze aus, sondern schneide ab – damit sie nachwächst.

Alle Pflanzenteile sind essbar: Blätter, Blüten, Stängel und Wurzel – und alle haben ihren Nutzen.


In der Küche: Von Salat bis Honig-Ersatz

Löwenzahn ist nicht nur gesund, sondern schmeckt auch überraschend gut – wenn man weiß, wie.

Frische Blätter: Der bittere, gesunde Salat

Die jungen Blätter im Frühling sind ideal für Salate. Sie schmecken leicht bitter, ähnlich wie Rucola. Wer’s milder mag, legt sie kurz in lauwarmes Wasser oder mischt sie mit anderen Blattsalaten. Besonders lecker: Mit gekochtem Ei, Speckwürfeln und einem würzigen Dressing.

Tipp: In Österreich kennt man Löwenzahnsalat unter dem Namen „Röhrlsalat“ – mit Kartoffeln und Kürbiskernöl ein echter Klassiker.

Blüten: Für Honig, Sirup und Gelee

Die gelben Blüten kannst du für viele süße Rezepte nutzen. Besonders beliebt ist Löwenzahnhonig – eigentlich ein Sirup, aber in Geschmack und Konsistenz sehr ähnlich zu Bienenhonig.

So geht’s grob:

  • 200 Blütenköpfe sammeln
  • mit Wasser und Zitrone aufkochen
  • ziehen lassen, abseihen
  • mit Zucker einkochen
    → Fertig ist der vegane Honigersatz.

Du kannst damit auch Tee süßen, Müsli verfeinern oder ihn als Brotaufstrich verwenden.

Ebenfalls lecker: Löwenzahnblüten-Gelee – mit Apfelsaft und Gelierzucker.

Knackige Knospen: Die wilden Kapern

Löwenzahnknospen, also noch geschlossene Blüten, kannst du einlegen wie Kapern. Mit Essig, Salz und Gewürzen entsteht ein richtig feiner Snack oder Topping für Salate.

Die Wurzel: Als Kaffee-Ersatz

Die Wurzel enthält viele Bitterstoffe und wird in der Naturheilkunde geschätzt. Du kannst sie aber auch trocknen, rösten und mahlen – daraus entsteht ein koffeinfreier Kaffee-Ersatz. Früher war das in Notzeiten ganz normal.


Heilwirkung von Löwenzahn: Naturmedizin aus der Wiese

Löwenzahn gehört zu den ältesten Heilpflanzen in Europa. Schon Hildegard von Bingen hat ihn empfohlen. Heute ist seine Wirkung wissenschaftlich gut untersucht.

Fördert die Verdauung

Die Bitterstoffe regen die Gallenproduktion an und helfen bei Völlegefühl, Blähungen oder Appetitlosigkeit. Besonders die Wurzel hat hier eine starke Wirkung.

Löwenzahn wirkt harntreibend

Löwenzahn wirkt wie ein sanftes Entwässerungsmittel – ohne Kaliumverlust, wie es bei chemischen Präparaten oft der Fall ist. Ideal bei leichten Wassereinlagerungen oder zur Unterstützung der Nierenfunktion.

Gut für Haut & Stoffwechsel

Traditionell wird der Milchsaft gegen Warzen verwendet. Innerlich kann Löwenzahn bei unreiner Haut, Frühjahrsmüdigkeit und Stoffwechselträgheit helfen. Oft wird er als Frühjahrskur eingesetzt – als Tee oder Smoothie-Zutat.

Zubereitung als Tee:

  • 1 TL getrocknete Blätter oder Wurzeln
  • mit 250 ml heißem Wasser übergießen
  • 5–10 Minuten ziehen lassen
    → 2–3 Tassen täglich

Weitere Anwendungen: Von Gummi bis Tierfutter

Kautschuk aus Löwenzahn

Was kaum jemand weiß: Der Russische Löwenzahn (Taraxacum koksaghyz) enthält natürlichen Latex. Er wird aktuell erforscht und in Projekten genutzt, z. B. zur Herstellung von Fahrradreifen. Vorteil: Kein Tropenholz, keine Abholzung.

Die Firma Continental stellt bereits Prototypen her – mit Erfolg.

Gesundes Tierfutter

Kaninchen, Meerschweinchen, Schildkröten & Co. lieben Löwenzahn. Er enthält viele Mineralstoffe und Vitamine – ein wertvoller Futterzusatz, besonders im Frühling.


Fazit: Löwenzahn gehört nicht in den Kompost!

Ob als knackiger Salat, süßer Sirup oder gesunder Tee – Löwenzahn ist vielseitiger als viele denken. In der Küche genauso wie in der Hausapotheke ist er eine echte Bereicherung. Wer ihn im Garten hat, sollte ihn nicht rausreißen, sondern lieber kreativ nutzen.

Mach’s wie früher die Leute vom Land: Nutze, was direkt vor dir wächst – und das kostenlos!


Weiterführende Links:

Probiere beim nächsten Spaziergang, ein paar junge Löwenzahnblätter zu sammeln – und teste ein einfaches Rezept oder einen Tee. Dein Körper wird’s dir danken!

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