Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist in den letzten Jahren zunehmend in Deutschland und weiten Teilen Europas aufgetaucht. Viele Gartenfreunde sind verunsichert, wenn sie ein besonders dunkles, großes Insekt entdecken, das auf den ersten Blick einer Hornisse ähnelt, aber nicht die bekannten Farben der heimischen Vespa crabro zeigt.
Dieser Beitrag erklärt, wie du die invasive Art sicher erkennst, warum sie sich in Europa so stark ausbreitet, welche Risiken tatsächlich bestehen und wie du dich richtig verhältst, wenn du sie in deinem Garten entdeckst.
Merkmale der Asiatischen Hornisse
Die Asiatische Hornisse stammt ursprünglich aus Südostasien. Nach Europa wurde sie vermutlich 2004 über den Warenverkehr eingeschleppt – vermutlich mit einem Container aus China nach Südfrankreich. Seitdem hat sich die Art rasant in Richtung Norden und Westen ausgebreitet.
In Deutschland wird sie seit etwa 2014 regelmäßig nachgewiesen, zuerst im Südwesten, inzwischen aber auch in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Typische Erkennungsmerkmale:
- Körperfarbe: überwiegend dunkelbraun bis schwarz, deutlich dunkler als unsere heimische Hornisse.
- Hinterleib (Abdomen): schmale gelbe Bänder, ein auffällig orange-gelbes Segment weiter hinten – ein sicheres Merkmal.
- Beine: zweifarbig – an den Spitzen gelblich gefärbt, während der Rest dunkel ist.
- Gesicht: braun bis orange, nicht hellgelb.
- Größe: Arbeiterinnen etwa 2–3 cm, Königinnen bis zu 3,5 cm lang.
Ein sicherer visueller Unterschied zur Europäischen Hornisse liegt im Gesamteindruck: Vespa velutina wirkt dunkler, schlanker und hat die charakteristischen gelbspitzigen Beine.
Lebensweise und Verhalten
Die Asiatische Hornisse baut ihre Nester meist an geschützten Orten wie Dachvorsprüngen, Schuppen oder Rollladenkästen. Im Sommer verlagert sie ihre Kolonien häufig in höhere Bäume, wo sie große kugelförmige Sekundärnester anlegt. Diese können einen Durchmesser von über 50 cm erreichen und mehrere tausend Tiere beherbergen.
Ihre Hauptaktivitätszeit liegt zwischen April und November, abhängig von der Witterung. Im Spätherbst sterben die Arbeiterinnen, während nur die begatteten Jungköniginnen überwintern und im nächsten Frühjahr neue Nester gründen.
Wichtig: Trotz ihres bedrohlichen Aussehens ist die Asiatische Hornisse nicht aggressiver gegenüber Menschen als die Europäische Hornisse. Sie verteidigt ihr Nest aber konsequent, wenn man sich ihm zu sehr nähert (etwa unter 5 Meter Abstand).
Ernährung und ökologische Folgen
Vespa velutina ernährt sich überwiegend von anderen Insekten, darunter Wespen, Fliegen, Schmetterlinge und – besonders problematisch – Honigbienen.
Im Umkreis ihrer Nester oder Futterplätze lauern sie Bienen auf, greifen sie im Flug an, töten sie und zerlegen sie, um die Beuteteile in den Stock zu tragen. Dort werden sie an die Larven verfüttert.
Dadurch kann eine Kolonie mehrere Hundert Bienen pro Tag vernichten, was für Imkereien ein ernstes Problem darstellt.
Neben wirtschaftlichen Schäden beeinträchtigt diese invasive Art auch das ökologische Gleichgewicht, da sie heimische Insektenpopulationen stark dezimieren kann.
So erkennst du ein Nest der Asiatischen Hornisse
Ein Nest von Vespa velutina ist meist kugelförmig, aus papierähnlichem Material und hat ein deutlich seitliches Einflugloch (nicht unten wie bei Vespa crabro).
Primärnester entstehen im Frühjahr, oft unter Dächern, in Schuppen oder Garagen. Sekundärnester im Spätsommer befinden sich dagegen oft hoch in Bäumen, schwer erkennbar und meist erst durch abfliegende Tiere sichtbar.
Wenn du ein solches Nest entdeckst:
- Nicht selbst entfernen!
Das ist gefährlich und in den meisten Regionen rechtlich verboten. - Melde den Fund an die zuständige Behörde (Naturschutzamt, Umweltamt, Landesstelle für invasive Arten oder über Online-Meldeportale).
Diese Behörden arbeiten mit Fachleuten, die Nester sicher und umweltgerecht beseitigen können.
Unterschiede zur Europäischen Hornisse
Viele Gartenbesitzer verwechseln die Arten, was oft zur unbegründeten Angst vor unseren geschützten heimischen Hornissen führt.
Daher lohnt sich ein genauer Blick:
| Merkmal | Europäische Hornisse (Vespa crabro) | Asiatische Hornisse (Vespa velutina) |
|---|---|---|
| Körperfarbe | Gelb-rotbraun | Dunkelbraun bis schwarz |
| Hinterleib | kräftig gelb mit roten Zeichnungen | dunkel, mit schmalen gelben Bändern |
| Beine | einheitlich dunkel | zweifarbig, gelbe Spitzen |
| Gesicht | hellgelb | braun bis orange |
| Nestöffnung | unten | seitlich |
| Verhalten | friedlich, geschützt | friedlich, aber invasiv |
| Gefährdung für Bienen | gering | hoch |
Diese Merkmale ermöglichen eine recht sichere Unterscheidung – besonders die zweifarbigen Beine und die dunkle Körperfärbung gelten als eindeutige Hinweise.
Was tun bei einem Fund im Garten?
Wenn du eine Asiatische Hornisse in deinem Garten siehst, gilt:
- Ruhe bewahren.
Sie greift nicht an, solange du Abstand hältst. - Beobachten und dokumentieren.
Mach Fotos aus sicherer Entfernung, besonders vom Hinterleib und den Beinen. - Fund melden.
Nutze das jeweilige Meldeportal deines Bundeslandes oder kontaktiere Umweltämter, Imkervereine oder den Naturschutzbund.
So können Populationen frühzeitig überwacht und Nester entfernt werden. - Keine eigenen Bekämpfungsversuche.
Das ist gefährlich und kann rechtliche Folgen haben. Nur geschulte Fachleute dürfen Nester beseitigen.
Bedeutung für den Naturhaushalt
Invasive Arten wie die Asiatische Hornisse sind ein wachsendes Problem für die Biodiversität in Europa. Da sie keine natürlichen Feinde hat, kann sie sich schnell ausbreiten und lokale Insektenarten verdrängen.
Ihre Präsenz verändert die Nahrungsketten in Ökosystemen und bedroht auch seltene Wildbienenarten, die ohnehin unter Druck stehen.
Natürliche Gegenspieler sind in Europa kaum vorhanden. Einige Vogelarten wie Bienenfresser oder Wespenbussarde nehmen gelegentlich Hornissen, doch sie haben keinen regulierenden Einfluss auf deren Population.
Langfristig wird daher eine Kombination aus Überwachung, gezielter Bekämpfung von Nestern und öffentlicher Aufklärung entscheidend sein.
Beitrag des Gartenfreundes
Gärtner und Naturfreunde können helfen, indem sie:
- Beobachtungen melden,
- heimische Insekten durch Blühpflanzen und Nistplätze fördern,
- keine chemischen Insektizide einsetzen,
- ruhig bleiben und differenzieren, bevor sie ein Tier töten.
Denn während die Asiatische Hornisse als invasive Art gilt, ist unsere heimische Hornisse streng geschützt und ökologisch äußerst wertvoll.
Fazit: Aufmerksamkeit statt Angst
Die Asiatische Hornisse ist inzwischen Teil der europäischen Fauna, doch Panik ist unbegründet. Für Menschen stellt sie keine größere Gefahr dar als andere stechende Insekten.
Wichtiger ist, die Art zu erkennen, Nester zu melden und die heimische Artenvielfalt zu schützen.
Mit Wissen und Ruhe kann jeder Gartenfreund seinen Beitrag leisten, um die Ausbreitung dieser invasiven Art zu begrenzen.
Weiterführende Links auf bio-hobbygarten.de
- NABU Deutschland: Erkennen und Melden invasiver Arten
- Bienen- So wird dein Garten bienenfreundlich
- Hummeln im Garten: Die besten Pflanzen & Nisthilfen
Hast du auch eine Hornisse im Garten entdeckt? Lade dein Foto hoch und ich helfe dir bei der sicheren Bestimmung. Schütze mit deinem Wissen die heimische Insektenwelt – auf bio-hobbygarten.de







